Zu einer Diskussion zum Thema Asylbewerber in Brandis hatte vergangenen Donnerstag das Brandiser Forum für Demokratie und Vielfalt in den Kirchgemeindesaal eingeladen. Forum-Sprecher Markus Bergforth (SPD) machte klar, dass sich auch Brandis einer Aufnahme von Asylbewerbern stellen müsse. Mehr als 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger hörten dabei von Petra Köpping (SPD), Sächsische Staatsministerin für Integration, dass eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen in Sachsen, dem Landkreis Leipzig und damit auch in Brandis angestrebt werde. Sachsen erwartet laut ihrer Aussage in diesem Jahr rund 20.000 Asylbewerber. Das sind fast doppelt so viele wie 2014. Nach dem so genannten Königsteiner Schlüssel werden die Asylbewerber in Deutschland verteilt. Demnach kommen in diesem Jahr 5,1 Prozent der Menschen nach Sachsen. 21,2 Prozent muss beispielsweise Nordrhein-Westfalen aufnehmen.
In den Erstaufnahmeeinrichtungen sollen die Ankömmlinge höchstens drei Monate bleiben, dann werden sie dezentral in der Region untergebracht. Bürgermeister Arno Jesse: „Brandis müsste nach einem vereinbarten Schlüssel 72 Asylbewerber unterbringen.“ Der Schlüssel für Integration sei die dezentrale Unterbringung. Denn ein engerer Kontakt entstehe automatisch, wenn man sich im Sportverein oder beim Einkaufen treffe. Allerdings stehen in der Kommune keine Wohnungen in Größenordnungen leer. Bereits jetzt ist es unabhängig von der Flüchtlingsunterbringung laut Arno Jesse schwierig, die normale Nachfrage an Wohnungen zu befriedigen. Trotz dieser Umstände wirbt auch Ministerin Köpping für eine dezentrale Unterbringung: „Probleme entstehen eher in Massenunterkünften, wo die Leute auf engstem Raum zusammenleben, den ganzen Tag keine Beschäftigung finden. Dort hingegen, wo Flüchtlinge vor Ort integriert werden, funktioniert das Zusammenleben gut.“
Noch während der Diskussionsrunde, die von Pfarrer Dr. Ulrich Seidel moderiert wurde, boten sich zwei Hauseigentümer an, Wohnungen für Asylsuchende zur Verfügung zu stellen. Das Forum will dabei eine Plattform bieten, um ein Netzwerk für die soziale Betreuung der Flüchtlinge zu knüpfen.